Ein Stein als Schulbank

In Uganda ist das Schulsystem anders als bei uns. Wenn man unsere Kritik am 3-gliedrigen Schulsystem betrachtet, ist es eigentlich nicht so schlecht: 7 Jahre gemeinsam zu lernen, die einen machen dann den Abschluß (für deutsches Verständnis sicher zu früh nach nur sieben Jahren Bildung), wer die Noten und vor allem das Geld hat, kann anschließend die sog. “Secondary School” für vier Jahre besuchen und erreicht im Jahr 11 schließlich einen unserer Mittleren Reife ähnlichen Abschluß. Zwei weitere Jahre führen zum Abitur, also S. 5 und S. 6.

Doch wie sieht Bildung gerade in ländlichen Regionen aus? Kürzlich besuchte ich wohl die schlechteste Schule, die ich je gesehen habe. Im Bukedea Distrikt, im Osten Ugandas steht eine sog. “Primary School”, betrieben von einer Mission. Die alten Gebäude, schätzungsweise aus den Jahren um 1920 stehen noch, doch sind sie so baufallig, dass das Dach teilweise eingefallen ist, die Tür ist mit Dornen versperrt um Kinder davon abzuhalten das baufällige Gebäude zu betreten. Die Regierung hat neue Klassenzimmer finanziert. Doch bei näherem Hinsehen sind sie so schlecht gebaut, dass ich bei einem Sturm das Gebäude verlassen würde. So sind die Balken, die das Dach halten  nicht nur dünn, sondern sondern die einzelnen Holzteile mit Nägeln zusammengenagelt, anstatt mit Metallbändern gesichert.

Auf der Suche nach Sitzgelegenheiten stießen wir auf ein paar einzelne Schulbänke, massiv gebaut aus Metall, doch das Holz war weg, also die Bank damit unbrauchbar. Ein paar Schulkinder berichteten uns schließlich, dass sie je einen Stein entweder von zu Hause mitbringen würden um darauf zu sitzen oder diesen in Schulnähe suchen würden. Die Tafel hatte Landkartenformat, so ausgefranst, abgeblättert und mit einem Nägelchen an der Wand befestigt.

Uns ging die Schule auch nach dem Besuch nicht aus dem Sinn. Unsere Recherchen führten uns zum District Education Officer in Bukedea. “Good news”: die Schule sei im Programm der Rehabilitation. Doch wann das sein wird? Ob die kleinen Mädchen ihren Abschluß der 7. Klasse auf ihren Steinen sitzend dann schon gemacht haben?

Veröffentlicht von

Gertrud Schweizer-Ehrler

Jahrelange Erfahrung in der Mitarbeit einer NGO (SALEM International) in Uganda und nachfolgend bleibender Kontakt mit dem Land, v.a. durch das Engagement bei Tukolere Wamu e.V. und die Mitarbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit haben dazu geführt, dass ich weiterhin starkes Interesse an der Entwicklung von Uganda und den Nachbarstaaten habe. Durch die Projekt- und Begegnungsreisen, die ich seit 2004 als Reiseleitung betreue und seit 2010 als Geschäftsführerin von Tugende Begegnungsreisen UG ist ein ständiger Kontakt mit Uganda gegeben. Die Reisen haben sich ausgeweitet, so dass auch Reisen nach Südsudan, dem Kongo und demnächst Burundi möglich werden bzw. wurden.

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