Sparen für ein besseres Leben

Was bei uns in Europa schon fast selbstverständlich ist, ein wenig Geld auf die Bank zu bringen, ist in Uganda nicht weit verbreitet. Banken sind vor allem für die Reichen, für Menschen mit Sicherheiten, wie Grundbesitz, Banken sind in den Städten, von daher nur für Menschen erreichbar, die dort leben bzw. die mobil sind. Doch was ist mit den vielen armen Menschen auf dem Land? Ein Besuch in Lira gab mir und 20 weiteren Gästen aus Süddeutschland den Einblick in die Arbeit der Midnorth Private Sector Development Company, einer Unternehmensberatung, unterstützt vom DED. Unter Anderem werden im nördlichen Uganda kleine Spargruppen gefördert. Wir besuchten eine kleine Frauenspargruppe. Schon der Empfang war überwältigend. Singend und tanzend empfingen uns die Frauen.

Frauenspargruppe
Frauenspargruppe in Lira Bild: © Ehrler

Nach kurzen Reden kam schnell der offizielle Teil: Immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort treffen sich die Mitglieder einmal in der Woche. Wer zu spät kommt  zahlt unaufgefordert einen kleinen Betrag (bei unserer Gruppe 200 UGX), so sehen es die selbsterstellten Regeln vor. Wären wir nicht da gewesen um den Prozess aufzuhalten, wäre die ganze Aktion in einer Stunde vorbei gewesen. Ähnlich einem Verein sind die Mitglieder organisiert. Vorsitzende, Kassiererin (ein Mitglied mit stabil gebautem Haus, dort wird die Geldbox verwahrt), Schriftführer, 3 Mitglieder mit je einem Schlüssel für die Geldbox, 2 Sicherheitsleute, die aufpassen, damit niemand etwas entnimmt. Als erstes wurde der vereinbarte wöchentliche Sparbetrag eingesammelt: 500 UGX, also ca. 20 Cent. Der Geldzähler nahm seine Arbeit auf, berichtete über das Ergebnis. Dann kam der Wohlfahrtsbetrag, nochmals 300 UGX pro Mitglied. Dies ist ein Betrag für schnelle Hilfe im Notfall. So kann zum Beispiel ein Mitglied im Krankheitsfall schnell Hilfe in Form eines Kleinkredites  bekommen, den es natürlich wieder zurückzahlen muss. In dritter Runde kamen die Kreditrückzahlungen. Kredite müssen mit 10 % pro Monat verzinst werden, Rückzahlung erfolgt in ca. 3 Monaten. Der Geldzähler verkündete nun stolz den eingenommenen Betrag, ca. 160.000 UGX, ca. 58 Euro. Nun folgten die Kreditanträge: Jedes Mitglied kann einen Kleinkredit beantragen. So, z. B. beantragte eine Frau Geld um Schulden in der Schule zahlen zu können, sie musste aber auch erklären wie sie das Geld wieder an die Gruppe zurückzahlen kann;  In ihrem Fall betreibt sie einen Lebensmittelhandel. Am Ende des Treffens waren noch 300 UGX in der Geldbox, diese wurde mit 3 Vorhängeschlössern verschlossen, die dazugehörigen Schlüssel wurden von  3 Mitgliedern verwahrt. Uns wurde erklärt, die Ausgabe von Krediten sei sehr wichtig, schon mal um die Kassiererin, die die Geldbox bei sich verwahrt, nicht in Gefahr eines Einbruchs zu bringen. Nachdem der offizielle Teil des Treffens beendet war, unterhielten wir uns mit den Mitgliedern. Sie waren alle glücklich über die Spargruppe, die schon ihr erstes “Kind gebar”, eine 2. Spargruppe saß unterm nächsten Mangobaum. Die Gruppen sollen nicht zu groß werden, ca. 20 Mitglieder, dann kennt jeder jeden und es bleibt überschaubar. Die Mitglieder freuten sich bereits auf Weihnachten, da wird die Spargruppe aufgelöst um wohl gleich wieder neu gegründet zu werden. Aber der Überschuss, also das Geld das als Zinsen das Jahr über einging, wird an die Mitglieder verteilt. Wir lernten ein ein super Projekt kennen, danke DED, danke Midnorth Private Sector Development Company Lira für die Möglichkeit Menschen in Norduganda ein bißchen mehr Perspektive zu geben.

Veröffentlicht von

Gertrud Schweizer-Ehrler

Jahrelange Erfahrung in der Mitarbeit einer NGO (SALEM International) in Uganda und nachfolgend bleibender Kontakt mit dem Land, v.a. durch das Engagement bei Tukolere Wamu e.V. und die Mitarbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit haben dazu geführt, dass ich weiterhin starkes Interesse an der Entwicklung von Uganda und den Nachbarstaaten habe. Durch die Projekt- und Begegnungsreisen, die ich seit 2004 als Reiseleitung betreue und seit 2010 als Geschäftsführerin von Tugende Begegnungsreisen UG ist ein ständiger Kontakt mit Uganda gegeben. Die Reisen haben sich ausgeweitet, so dass auch Reisen nach Südsudan, dem Kongo und demnächst Burundi möglich werden bzw. wurden.

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