Menschen mit Behinderung

Überall in Afrika treffen wir auf Menschen mit Behinderung. Kein Wunder, beträgt die Rate der betroffenen Menschen in Uganda  laut Volkszählung (2012) 12,5 %, laut Gesundheits-Umfrage (Uganda Demographic and Health Survey) im Jahr 2011 sogar 19 %. Laut WHO ist die Zahl der Menschen mit Behinderung in den sog. Entwicklungsländern mindestens um 15 % höher als in den sog. entwickelten Ländern.

Weltweit haben Behinderte einen schlechteren Gesundheitsstatus, niedrigeren Bildungsstand und eine höhere Arbeitslosigkeit, sie sind von vielen Aspekten des sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lebens ausgeschlossen.

Doch was bedeutet Behinderung in einem armen Land? Viele Menschen mit Behinderung könnten in einem entwickelten Land ein fast normales Leben leben. So hätten Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung entsprechende Förderung und Sehhilfen bzw. Hörgeräte. Menschen nach der Amputation einer Gliedmaße hätten eine Prothese und Babies, die bei oder nach der Geburt z. B. unter Sauerstoffmangel litten, würden intensiv gefördert. Kaum etwas davon ist in einem armen Land möglich, außer für Menschen die genug Geld haben oder das Glück haben von einer Organisation unterstützt zu werden.

Doch ganz untätig ist die ugandische Regierung auch nicht. Im Fernsehen werden die Nachrichten in Gebärdensprache gezeigt. In der Verfassung wird jede Art von Diskriminierung untersagt und in den sog. „Local Councils“, also den Räten in den Dörfern sind Behinderte vertreten, ebenso sind im Parlament zusätzlich zu den gewählten Parlamentariern fünf Vertreter von Menschen mit Behinderung.
Kinder haben ein Recht auf Bildung, seit 1997 sind die Primarschulen für alle Kinder kostenfrei. Dasselbe Recht haben Kinder mit Behinderung. Sie haben sogar das Recht in ihrer Heimatgemeinde gemeinsam mit den anderen Kindern unterrichtet zu werden. Dafür wurden Lehrer zu sog. “Special needs Teachers” weitergebildet und an vielen Schulen wurden Rampen für Rollstuhlfahrer angebracht.

Jedoch wie sieht der Alltag aus? Bei einer Armutsrate in Uganda mit ca. 19 % mangelt es vielen Familien an Vielem. Trotz freier Schulbildung bleiben Kinder der Schule fern oder brechen nach wenigen Jahren ab. Wie soll ein gehbehindertes Kind die Schule über die Lehmpiste erreichen? Wo ist das Geld für einen Rollstuhl, der auf schlechten Straßen ohnehin nichts nützt, bzw. ein sog. Tricycle, das mit den Händen betrieben werden kann? Und wie sieht es mit früher Förderung aus? Physiotherapeuten habe ich auf dem Land noch keine getroffen, in der Stadt kostet der Service viel Geld. Sind sie qualifiziert um mit einem Baby Frühförderung zu machen? Wo ist der Chirurg der ein Kind mit Hydrocephalus (Wasserkopf) operieren kann und wer finanziert es?  Gleich zwei betroffene Kinder trafen wir im August in Uganda. Oder was ist mit Klumpfüssen oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte? Beides wird bei uns so früh behandelt, dass die Kinder zumeist völlig normal heranwachsen können. In Afrika trifft man viele Erwachsene mit diesen Behinderungen, mit Folgekomplikationen, stigmatisiert in der Armut gefangen. Oder was ist mit Epilepsie? Bei uns eine Erkrankung die selbstverständlich und relativ einfach mit Tabletten behandelt werden kann. In Afrika die Angst vor Geistern, vor Ansteckung und als Folge werden Betroffene versteckt.

Jedoch gibt es auch Hilfe für die Betroffenen. Doch diese Hilfe anzunehmen, ist nicht immer einfach. Menschen mit Behinderung wurden vielfach jahrelang vernachlässigt, versteckt, ungefördert gelassen und vielfach im Krankheitsfall nicht behandelt.  Angehörige sehen keine Chance auf Heilung, fürchten die Kosten oder sehen den Zustand des Kindes /Angehörigen  als Strafe an mit der sie leben müssen. Behinderte Kinder die die Schule besuchen werden oftmals gehänselt, ausgeschlossen und ausgegrenzt.

Jedoch gibt es viele Einrichtungen in Uganda, die Kinder mit Behinderung unterstützten oder gar, wie im SALEM Dorf bei Mbale,  integrieren und sie fördern so gut es geht; wenn auch die Kosten für den Unterhalt eines Kindes mit Behinderung ca. 3 x höher ist als für ein nicht-behindertes Kind. Auch der Verein Tukolere Wamu unterstützt in mehreren afrikanischen Ländern Menschen mit Behinderung, sei es bei dem Aufbau von Einkommen schaffenden Projekten, in der Ausstattung von Krankenstationen, bei Patenschaften oder Förderung. Falls Sie Interesse haben, diese Projekte und das wunderschöne Land Uganda kennen zu lernen, ist dies über Tugende Begegnungsreisen möglich.

Veröffentlicht von

Gertrud Schweizer-Ehrler

Jahrelange Erfahrung in der Mitarbeit einer NGO (SALEM International) in Uganda und nachfolgend bleibender Kontakt mit dem Land, v.a. durch das Engagement bei Tukolere Wamu e.V. und die Mitarbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit haben dazu geführt, dass ich weiterhin starkes Interesse an der Entwicklung von Uganda und den Nachbarstaaten habe. Durch die Projekt- und Begegnungsreisen, die ich seit 2004 als Reiseleitung betreue und seit 2010 als Geschäftsführerin von Tugende Begegnungsreisen UG ist ein ständiger Kontakt mit Uganda gegeben. Die Reisen haben sich ausgeweitet, so dass auch Reisen nach Südsudan, dem Kongo und demnächst Burundi möglich werden bzw. wurden.

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