Schulabbrecher

Die Einschulungsquoten in Uganda sind vorbildlich. Die Eltern sehen Bildung als sehr wichtig für ihre Kinder an und bemühen sich sie in die Schule zu schicken. Viele geben viel Geld für Internate aus. Doch was geschieht in den sieben Jahren Primarschulzeit? Ein Besuch in einer ländlichen Primary School im Mbale Distrikt Anfang des Jahres gab mir einen guten Einblick ins Schulleben. Die Schule hat 500 Schüler, dafür stehen 10 Lehrer bereit. Der Schulbau ist neu, eine Toilette  wurde beim Bau vergessen. Erst durch Eigeninitiative der Eltern und die Unterstützung einer kleinen NGO konnten 2 Latrinenblöcke gebaut werden. Bänke stehen nur den Schülern der oberen Klassen zur Verfügung, die jüngeren Kinder sitzen auf dem Boden.

Die engagierte Rektorin berichtete:

Die erste Klasse hatte im vergangenen Schuljahr 120 Schüler, die Abschlussklasse (P7) noch 31. Aber auch vor 7 Jahren wurden annähernd so viele Kinder eingeschult.

Auf meine Frage nach der Geschlechterverteilung der Abbrecher kam folgende Antwort: Im Schuljahr 2009 wurden 310 Schülerinnen registriert. Bis Ende des Schuljahrs im Dezember hatten 92 Mädchen den Schulbesuch abgebrochen.

Doch warum ist die Abbrecherquote, vor allem bei Mädchen,  so hoch? Die Rektorin hatte einige Erklärungen parat

  • Heirat
  • Kein Interesse mehr am Lernen
  • Während der Menstruation kommen die meisten Mädchen nicht zur Schule;  mangelnde Aufklärung,  Fehlen von geeigneten Toiletten, und auch Mangel an Hygieneartikeln sind Gründe dafür. Das Fehlen in der Klasse wird zur Routine, bis die Mädchen ganz wegbleiben.
  • Mithilfe im Haushalt lässt wenig Zeit für die Schule und führt zu schlechten Noten und damit Frustration
  • Schließlich führt Hunger zum Schulabbruch. Die meisten Kinder kommen ohne Frühstück zum Unterricht. Ab der 3. Klasse findet Nachmittagsunterricht statt. An dieser, wie auch in den meisten anderen ländlichen Schulen, gibt es kein Mittagessen.

Die Schule wird unter dem UPE-Programm (Universal Primary Education)  von der ugandischen Regierung gefördert. Die Rektorin nennt mir Zahlen: Sie erhält 700.000 Ugandaschillinge im Term, das sind ca. 260 Euro für 1/3 Schuljahr. Es ist genau geregelt wofür das Geld auszugeben ist:

  • 50 % für Schulmaterial
  • 25 % für Sport, Musik und Spiel
  • 15 % für Besprechungen und Büro
  • 10 % für Meetings der Rektorin (diese finden meist in der Distrikthauptstadt statt, somit ist es mit Transportkosten verbunden)

Zu der Knappheit der Mittel kommt noch die verspätete Auszahlung des Budgets; zumeist am Ende des Trimesters. Eigentlich brauchen die Schulen auch noch einen Wachmann, den sollen die Eltern bezahlen.

Freie Schulbildung ist ein großer Erfolg für Uganda. Doch wie steht es mit der Qualität?  Wie wäre es, wenn die Eltern einen kleinen Beitrag bezahlen würden? Doch dies wird von der Regierung abgelehnt, denn schließlich hat Uganda freie Schulbildung.

Veröffentlicht von

Gertrud Schweizer-Ehrler

Jahrelange Erfahrung in der Mitarbeit einer NGO (SALEM International) in Uganda und nachfolgend bleibender Kontakt mit dem Land, v.a. durch das Engagement bei Tukolere Wamu e.V. und die Mitarbeit bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit haben dazu geführt, dass ich weiterhin starkes Interesse an der Entwicklung von Uganda und den Nachbarstaaten habe. Durch die Projekt- und Begegnungsreisen, die ich seit 2004 als Reiseleitung betreue und seit 2010 als Geschäftsführerin von Tugende Begegnungsreisen UG ist ein ständiger Kontakt mit Uganda gegeben. Die Reisen haben sich ausgeweitet, so dass auch Reisen nach Südsudan, dem Kongo und demnächst Burundi möglich werden bzw. wurden.

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