Uganda hat laut UNICEF eine Geburtenrate von 6,3 Kinder pro Frau. Weniger als die Hälfte, nur 42 % der Schwangeren, bekommen ihr Baby unter Betreuung einer Hebamme, Krankenschwester oder eines Arztes. Doch wie entbinden die anderen 58 % der Frauen? Ein Besuch bei der Traditionellen Hebamme N. im ländlichen Mbale Distrikt gab etwas Aufschluss. Wie viele ihrer Kolleginnen erwarb sie Ihr Wissen rund um Schwangerschaft und Geburt durch ihre Vorfahren. Doch dann arbeitete sie auf sich allein gestellt, in die Illegalität gedrängt, denn um die Todesrate der Schwangeren und ihrer Babys zu reduzieren galt in Uganda bis Anfang der 90-er Jahre die Devise, Schwangere in die Krankenhäuser zur Entbindung zu schicken. Doch bei einer Bevölkerung, die zu 85 % in ländlichen Gebieten wohnt, dazu auf Gehöften zersiedelt, war dieses Programm nicht erfolgreich. Schließlich wurde von WHO und ugandischer Regierung die Arbeit der traditionellen Hebammen zur Kenntnis genommen und die Schulung der bereits praktizierenden Dorfhebammen angestrebt. Doch dies sind Frauen, die zumeist nicht in der Schule waren, also weder lesen oder schreiben können und auch kaum einem Frontalunterricht folgen können. Dennoch arbeitete die Gesundheitsbehörde ein Schulungskonzept aus, mit Liedern, Rollenspielen, Theater, praktischen Übungen und etwas Theorie die Arbeit der ehrenamtlich tätigen weisen Frauen wesentlich verbesserte. Der Schwerpunkt war und ist bis heute Komplikationen in der Schwangerschaft und Geburt bereits frühzeitig zu erkennen und zu beheben bzw. die Frau adäquat weiterzuüberweisen. Des Weiteren kamen neue Aufgaben in der Gesunderhaltung der Familien dazu. Die Traditionelle Hebamme N. war in der ersten Gruppe die wir in meiner Zeit als Mitarbeiterin einer kleinen Gesundheitsstation geschult hatten. Inzwischen wurde N. mehrmals fortgebildet und erhielt eine Erste Hilfe Ausrüstung.
Bei meinem Besuch im Februar 2009 zeigte mir N. stolz ihre Entbindungshütte. Diese zu haben, ist Vorschrift um Privatsphäre für die Schwangeren gewähren zu können. Auch Handschuhe und eine Plastikunterlage waren vorhanden. Doch dann kam das Problem: Ihr “Krankenwagen” sei defekt. Dieser stellte sich als eine alte Schubkarre heraus, in die Jahre gekommen und löchrig. Wenn eine Schwangere zur Traditionellen Hebamme kommt und die Geburt nicht voran geht, bzw. sich Komplikationen einstellen, wird die Schubkarre mit einer Decke ausgelegt und der Ehemann gebeten die Patientin in die nächste Krankenstation, ca. 2 km, zu schieben.
Ein Jahr später strahlt N. Anstatt einer neuen Schubkarre, konnte eine Fahrradambulanz angeschafft werden. Ich hab´s ausprobiert, zumindest ohne Schlaglöcher fährt sich´s darin doch ganz bequem.

Patientin in Fahrradambulanz © M. Elsässer