Gertrud Schweizer-Ehrler
Als die Kolonialherren nach Afrika kamen, dachten sie erstmalig Bildung zu den Menschen zu bringen. Doch schon immer wurden Geschichten am Feuer erzählt und dadurch viele Weisheiten und Kompetenzen weitergegeben. Auch Disziplin und Respekt wurden so gelehrt. Mütter und Großmütter erzählten Geschichten, Sagen und gaben Rätsel auf, um die Kinder darauf vorzubereiten, was die Gesellschaft von ihnen erwartete. Väter verwendeten häufig Sprichwörter, Geschichten und direkte Anweisungen, um die Kinder so zu erziehen, dass sie ihrer erwarteten Rolle in der Gesellschaft gerecht wurden.
Allerdings wurden Heranwachsende auch körperlich bestraft oder gar getötet, wenn sie sich nicht an die Regeln hielten. Bei den Bakiga, einem Volk in Südwestuganda, wurden schwangere junge Mädchen eine Klippe heruntergeworfen, um andere zu lehren, dass sie keinen Sex vor der Ehe haben sollten.
Die Bildung in der Vorkolonialzeit beruhte v.a. auf mündlicher Tradition, Kenntnissen zum Überleben und praktischen Fertigkeiten. Des Weiteren zählte die ethnische Identität dazu. Diese wurde mit Spielen, Tänzen, Musik, Sport aber auch über die Sprache der Ethnie weitergegeben.
In der Bildung des Westens, die ab der Zeit des britischen Protektorates in Uganda Einzug hielt, spielte dieser Part leider keine Rolle.
Der ugandische Dichter, Lehrer und Ethnologe Okot p`Bitek (1931 – 1982) äußerte sich so: „Overdressed in seinem dunklen Anzug, geht er durch das Tor der Universität, materiell geht es ihm gut, aber kulturell ist er tot. Als verlorenes Opfer eines Schulsystems kann er nicht tanzen oder die Musik seines eigenen Volkes spielen“.
Bereits vor dem Beginn der Kolonialzeit, bzw. dem britischen Protektorat in Uganda kamen die Missionare, die sich der Bildung annahmen mit dem Ziel die Afrikaner zu zivilisieren. Im Jahr 1898 wurde die erste Primarschule in Uganda eröffnet, im Jahr 1904 das erste Internat. Es sollte eine Elite ausbilden, die Gebühren waren allerdings sehr hoch. Im Schulalltag waren Religion und Bildung stark miteinander verbunden.
Die Kolonialregierung förderte erst in den zwanziger Jahren die Bildung im heutigen Uganda. Ugander wurden nicht ermutigt bzw. gefördert ihr Studium außerhalb Ugandas bzw. des britischen Einflusses zu absolvieren. Man fürchtete den Einfluss von Universitäten Amerikas und damit einen Widerstand und Proteste gegenüber der Kolonialbehörde. Einige konnten in England unter dem Kolonialstudentenschema studieren. Allerdings wurden Fächer wie Medizin oder Ingenieurwesen bevorzugt. Jura oder Administration, wurden nicht angeboten, um jede Art von politischer Einflussnahme zu verhindern und gleichzeitig zur Förderung der Entwicklung der Protektoren beizutragen, v.a. um die teureren indischen Fachkräfte im Eisenbahnbau zu ersetzen.
Heute erlebt Uganda eine starke Bildungsorientierung in den Familien. Die meisten staatlichen Schulen sind hoffnungslos überfüllt. Auf den Zweierbänken sitzen vier oder gar 6 Kinder.
Viele finden gar keinen Sitzplatz und hocken auf dem Boden, auf Hölzern, Steinen oder im Südsudan gar auf einem Rinderschädel.
Eltern, die es sich leisten können, schicken die Kinder auf Privatschulen, wenn möglich in Internate.
Was die Bildungskommission in den 1920-iger Jahren bereits monierte, dass dem Curriculum die praktischen Fächer fehlten, ist auch heute ein Thema. Erst kürzlich wurden in Uganda in der unteren Sekundarstufe die Fächer von 43 auf 21 reduziert. Der tägliche Nachmittagsunterricht wurde neu organisiert, Unterrichtsfächer sollen nur noch bis 14.50 Uhr angeboten werden, anschließend bis Unterrichtsende um 16.30 Uhr Selbststudium oder sog. ergänzende Fächer wie Spiel und Sport oder Musik.
Seit diesem Jahr werden alle staatlichen Oberschulen zu Gymnasien hochgestuft, d.h. sie müssen ab jetzt auch die Klassen S 5 und S 6 anbieten. Viele Berufe sind ohne Abitur nicht mehr erlernbar, z. B. konnte man seither mit dem „O-Level“ (entspricht nach 11 Jahren Bildung in etwa unserem Realschulschulabschluss) Grundschullehrer werden, nun ist das Abitur Voraussetzung. In der Pflege gibt es in Uganda noch das Zertifikat mit O-Level als Voraussetzung und 2 1/2-jähriger Ausbildung, die Tendenz geht aber in Richtung Diplom, Voraussetzung ist in vielen Ausbildungsstätten das Abitur.